MUMBAI IN 2,5 TAGEN

12 11 2010

Unser Aufenthalt in Mumbai hatte sich ja doch um 2 Tage verlängert. Somit mussten wir nach der ersten Nacht unser Hotel wechseln, weil das erste ausgebucht war.

Unser Reiseführer spricht vom Eindruck des “chronischen Platzmangels” in Indien – das können wir aus vollem Herzen bestätigen. In wenigen hundert Jahren wurde aus einem Fischerdorf die 16 Mio. Einwohner-Metropole, in die täglich ca. 500 weitere Flüchtlinge strömen. In der Rush-Hour reicht der Platz auf dem Bürgersteig nicht für alle Passanten, sodass die Straße mit belagert werden muss.
Man könnte sich den ganzen Tag mit “gucken” beschäftigen und hätte trotzdem noch nicht alle Eindrücke erfasst: Traditionell gekleidete Hindus, Moslems und andere Religionsrichtungen, Turbane, Schleier, Bettler, Straßenkinder, auf dem Gehweg liegende Kühe, abgemagerte Straßenhunde, Pferde, dauernd hupende Autos, Rikshas, Fahrräder, Straßenstände, die ganzen Slums, koloniale Bauten und und und. Dazu kommen die unterschiedlichsten Gerüche. Du erlebst den feinsten Curry-Geruch und an der nächste Ecke der Gestank einer Kloake wie du ihn noch nie in der Nase hattest – manchmal auch beides zusammen. Der ständig vorhandener Geräuschpegel durch Motorenlärm und Hupen und eine Hitze, die eigentlich zehnmal pro Tag eine Dusche erfordert. Dazu kommen die Straßenkinder, Bettler und Straßenhändler, die sich dauernd bei dir um die ein oder andere Rupie bemühen. Das Ganze kann anstrengend sein, gerade wenn du stehst, um ein Foto zu schießen oder einen Blick in den Reiseführer zu werfen. Auf der anderen Seite ist die Stadt faszinierend durch ihr Facettenreichtum.

Einige Eindrücke haben wir versucht, auf den Fotos einzufangen (die ersten sind in Fotoalben). Dazu kommen die touristischen Sehenswürdigkeiten, die wir nach und nach abgeklappert haben. Echt beeindruckend neben den riesigen Bauten aus der Kolonialzeit wie dem Victoria Terminus (von dem wir morgen aus nach Goa fahren werden) waren die Dhobi Ghats – ein eigenes für die Wäscher angelegtes Viertel. Aus der gesamten Stadt wird Schmutzwäsche hierhin gebracht und von den Bewohnern in großen Betonbecken gewaschen. So urzeitlich das klingen mag und auch aussieht, dahinter steckt ein beeindruckendes System.

Besonders interessant ist aber einfach diese indische Mentalität. Wo viele Menschen sind, wird die Arbeit halt geteilt. Im Hotel hat jedes Stockwerk mindestens 2 Pagen, die auf der Treppe rumhängen, dazu einen Aufzug-Boy und unzählige Angestellte an der Rezeption. Es zählt dann auch nicht, dass der Aufzug vielleicht gerade mal für 3 Leute reichen würde. Neben dem Aufzug-Boy fährt einer von der Rezeption mit, der die Gäste dann in ihrem Stockwerk an den nächsten Pagen “übergibt”. Und so ist es überall zu beobachten. An Baustellen hat quasi jeder Stein seinen eigenen Bauarbeiter, der ihn an die richtige Stelle setzt. Im Restaurant gibt’s unzählige Kellner, jeder mit einer eigenen Aufgabe – der eine putzt die Tische, der nächste nimmt die Bestellung auf, der dritte bringt das Essen usw.
Mit einem kurzen “Namaste” zur Begrüßung wird man gleich freundlich behandelt. Das darauf folgende Kauderwelsch aus Hindi, Englisch und Unergründlichem begleitet von dem für uns obligatorischen Kopfwackeln ist oftmals schwer zu deuten. Aus der Nummer kommt man dann wiederum mit einem freundlichen “Namaste” raus.

In diesem Sinne “Namaste” Mumbai, morgen geht’s nach Goa mit dem Zug. Sind schon gespannt auf das 12h-Abenteuer und auf die hoffentlich einkehrende Ruhe bei den Hippies in Goa.



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4 Antworten zu “MUMBAI IN 2,5 TAGEN”

  • micha sagt:

    Schön, endlich ein Lebenszeichen von euch beiden. Und gleich mal krasse Fotos. Der Reisebericht ist voll gelungen. Mehr davon! Viel Spaß weiterhin, bleibt gesund und passt auf euch auf!

    Antje und Micha

  • Tina sagt:

    Hey ihr zwei,
    schön von euch zu lesen. Bin froh, dass ihr gut angekommen seid. und mit den befürchteten Krankheiten habt ihr wohl auch noch nichts zu tun. 😉
    Drück euch weiter die Daumen, dass ihr verschont bleibt.

    Freu mich auf weitere Nachrichten von euch.

    Denk an euch. Und schick euch einen dicken Drücker nach Indien.

    Liebe Grüße
    Tina

  • Albe sagt:

    Hey ihr beiden!

    jetzt ist es leider noch nichts mehr mit Zigarre in Wiesbaden geworden.

    ich wünsche es trotzdem alles Gute und nur das beste für eure gemeinsame Reise!

    Rockt die Welt!

    Albe

  • Papa sagt:

    Einmal freue ich mich ueber Eure gute Ankunft, dann ueber den wirklich guten Artikel zu Mumbai und natuerlich ueber die schoenen Fotos. Weiter so !
    Mein Reisetip war ja der groesste Schiffsfriedhof der Welt in Alang (shipbreaking site). Der liegt jedoch ziemlich weit noerdlich von Euch. Die Westkueste ganz hoch in der Provinz Gujarat. Muesst Ihr mal hingoogeln, dann habt Ihr’s genauer. Ich wuensche Euch alles Gute – meine Gedanken werden Euch immer begleiten.
    Macht’s gut.

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